Management bezieht sich nach dem vorherrschenden Verständnis auf Planung, Steuerung und Kontrolle. Damit verbindet sich auch das Bestreben, Ungewissheit weit möglichst zu überwinden und zu beseitigen. Auch das Management von Projekten orientiert sich bisher an der Annahme, dass Ungewissheit erfolgreiches Management bedroht.
Die vorliegende Expertise aus dem Jahr 2016 für die GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. wollte eruieren und darstellen, in welcher Weise bisher bereits Kenntnisse und Erfahrungen vorliegen, die Grundlagen und Perspektiven für einen neuen Umgang mit Ungewissheit in Projekten eröffnen und die in der zukünftigen Entwicklung systematisch aufzugreifen und weiterzuverfolgen wären.
In der Expertise wurden bereichs- und disziplinübergreifend einschlägige und weiterführende Ansätze zu einem neuen Umgang mit Ungewissheit aufgegriffen. Ziel war es, damit für Expertinnen und Experten des Projektmanagements – aus Wissenschaft und Praxis – Grundlagen zu erarbeiten, die es ermöglichen, abzusehen und zu entscheiden, in welche Richtungen die konkrete Umsetzung eines neuen Umgangs mit Ungewissheit in Projekten jenseits des bisherigen Risikomanagements gehen könnte und müsste.
Für die Erstellung der Expertise wurden 2016 Expertinnen und Experten des Projektmanagements aus Wissenschaft und Praxis befragt.
Die Ergebnisse der Expertise zeigen, dass Projekte durch eine „Ungewissheit zweiter Ordnung“ gekennzeichnet sind. Sie besagt, dass nicht nur ex ante bei der Planung nicht vorhersehbare Ereignisse auftreten, sondern dass Ungewissheiten auch bei der jeweiligen situativen Bewältigung solcher Ereignisse bestehen. Um bei und mit Ungewissheit Probleme zu lösen und Ziele zu erreichen, werden exemplarisch das domänenspezifische (Erfahrungswissen-)Wissen, das ganzheitliche Erkennen von Mustern im Denken von Experten, Intuition, die Improvisation und das erfahrungsgeleitet-subjektivierende Handeln dargestellt. Auch in einer Reihe von Beratungsansätzen in der Praxis finden sich neue Ansätze zum Umgang mit Ungewissheit. Auf der Grundlage experimenteller Forschung wird gezeigt, in welcher Weise durch künstlerische Praktiken sinnlich-körperliche Zugänge und ein Gespür für weak signals entwickelt werden kann.