Internationale Normen werden in den internationalen Normungsorganisationen ISO (Internationale Organisation für Normung) und IEC (Internationales Elektrotechnisches Komitee) erarbeitet, sowie in der ITU (Internationale Fernmeldeunion). Sie schaffen eine gemeinsame Sprache zwischen Handelspartnern weltweit und bilden einen Bezugsrahmen für den globalen Markt. Sie verschaffen Unternehmen Zugang zu neuen Märkten und fördern den freien und fairen Welthandel. Zur Vermeidung von Doppelarbeit von Internationalen und Europäischen Normen wird die Zusammenarbeit zwischen ISO (www.iso.org) und CEN (Europäisches Komitee für Normung) (www.cen.eu) durch die Wiener Vereinbarung geregelt. Das Deutsche Institut für Normung e. V. (DIN) vertritt die deutschen Interessen auf ISO-Ebene durch die Entsendung von deutschen Expertinnen und Experten entsprechend dem nationalen Delegationsprinzip in die internationalen Gremien.
In den letzten zehn Jahren hat die internationale Projektmanagement-Normung eine größere Bedeutung erlangt. Mit dem TC258 wurde ein eigenes ISO-Komitee für PM-Normen geschaffen – wesentliche internationale Normen wurden verabschiedet. Neue Normierungsprojekte (z. B. zu agilem Projektmanagement) werden auf den Weg gebracht.
Die 2012 erschienene ISO-Norm ISO 21500 „Guidance on project management“ beschreibt Begriffe, Grundlagen, Prozesse und Prozessmodelle im Projektmanagement. Sie wurde 2016 als deutsche Norm DIN ISO 21500 „Leitlinien Projektmanagement“ übernommen. Seitdem hat das neue technische Komitee ISO/TC258 eine Reihe weitere Normen veröffentlicht, darunter ISO 21504:2015 „Guidance on portfolio management“, ISO 21503:2017 – „Guidance on programme management“ sowie ISO 21505:2017 „Guidance on governance“. 2020 wurde die umfangreich überarbeitete ISO 21500 als ISO 21502 veröffentlicht. Zusätzlich wurde 2021 die neue übergreifende Grundlagen-Norm ISO 21500 „Project, programme and portfolio management — Context and concepts“ publiziert (siehe auch Beitrag von N. Heydenreich in der PM AKTUELL (2021/2): die neuen ISO Standards 21 500 „Projekt-, Programm und Portfoliomanagement – Kontext und Konzepte“ sowie 21 502 „Projektmanagement“).
In einer internationalen Abstimmung aller im technischen Komitee ISO/TC258 vertretenen nationalen Standardisierungsorganisationen wurde 2021 ein Vorschlag Deutschlands angenommen, durch eine internationale Study Group offene Fragen zu einem möglichen ISO-Standard für agiles Projektmanagement zu klären und Empfehlungen für das weitere Vorgehen zu erarbeiten (siehe Mitteilung der DIN vom Oktober 2021). Die deutsche Spiegelarbeitsgruppe im DIN wird dabei durch die GPM Fachgruppen „Normen und Standards im PM“ sowie „Agile Management“ unterstützt.
Internationale Projektmanagement-Normen und -Standards berühren auch wirtschaftspolitische Interessen Deutschlands, insbesondere seiner Projektwirtschaft. Aber auch das Gelingen öffentlicher Projekte sowie die Bewältigung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen: Klimakrise, Pandemie sowie der digitalen Transformation benötigen standardisierte Governanceprinzipien und Führungsinstrumente für eine organisationsübergreifende Zusammenarbeit in Projekten und Programmen.