Ein Projekt startet mit klaren Zielen, alle sind motiviert – und dann kommt eine kleine Änderung hier, eine zusätzliche Anforderung da, und plötzlich ist das ursprüngliche Projekt kaum wiederzuerkennen. Kennen Sie das? Willkommen in der Welt des Scope Creep!
Scope Creep beschreibt die schleichende Erweiterung des ursprünglichen Projektumfangs, oft ohne dass Zeit, Budget oder Ressourcen entsprechend angepasst werden. Eine kleine Zusatzfunktion hier, eine spontane Idee dort – und plötzlich wachsen die Anforderungen unkontrolliert. Das Problem dabei ist, dass der ursprüngliche Plan immer weniger realistisch wird und das Projekt ins Wanken gerät.
Scope Creep entsteht nicht zufällig, sondern hat meist klare Ursachen. Häufig liegt es an unklaren Anforderungen zu Beginn des Projekts. Wenn nicht genau definiert ist, welche Ziele erreicht werden sollen, entstehen während des Projekts immer wieder neue Wünsche und Änderungen. Ein weiterer häufiger Grund ist das Fehlen eines klaren Change-Management-Prozesses. Wenn es keine festgelegten Regeln für die Prüfung und Genehmigung von Änderungen gibt, werden neue Anforderungen oft einfach aufgenommen, ohne ihre Auswirkungen auf das Projekt ausreichend zu bewerten.
Auch Stakeholder können eine wesentliche Rolle spielen. Wenn neue Entscheiderinnen und Entscheider oder zusätzliche Interessenvertreter sich im Laufe des Projekts mit neuen Ideen einbringen, verändert sich der Umfang häufig unkontrolliert. Zudem kann ein zu hoher Perfektionismus innerhalb des Teams dazu führen, dass laufend Verbesserungen vorgenommen werden, die ursprünglich nicht eingeplant waren. Dies geschieht oft in bester Absicht, überfordert jedoch das Projekt und führt dazu, dass der Fokus verloren geht. Schließlich kann auch eine falsch verstandene Agilität zu Scope Creep beitragen. Flexibilität ist wichtig, doch wenn in jeder Iteration wahllos neue Features aufgenommen werden, leidet das Gesamtprojekt darunter.
Wenn Scope Creep nicht kontrolliert wird, kann dies erhebliche Auswirkungen auf das gesamte Projekt haben. In vielen Fällen führt es zu erheblichen Budgetüberschreitungen, da für die zusätzlichen Anforderungen mehr Ressourcen benötigt werden, als ursprünglich geplant war. Gerade bei festgelegten Budgets kann dies schnell problematisch werden. Darüber hinaus verlängert sich oft die Projektlaufzeit, weil immer neue Features entwickelt oder zusätzliche Anforderungen umgesetzt werden müssen. Was als klar strukturiertes Projekt gestartet ist, zieht sich plötzlich über Monate oder sogar Jahre hin.
Das Projektteam gerät dadurch zunehmend unter Druck. Mehr Aufgaben und unerwartete Änderungen führen zu Überlastung, was sich negativ auf die Motivation und Produktivität auswirken kann. Die ständige Anpassung an neue Anforderungen hat häufig zur Folge, dass die ursprüngliche Kernfunktionalität des Projekts vernachlässigt wird. Dadurch kann es passieren, dass am Ende ein Produkt oder eine Dienstleistung entsteht, die zwar viele zusätzliche Features bietet, aber nicht mehr die ursprünglichen Ziele erfüllt. In manchen Fällen leidet auch die Qualität, da durch Zeit- und Ressourcenmangel Kompromisse eingegangen werden müssen, um das Projekt überhaupt noch abschließen zu können.
Die gute Nachricht ist: Scope Creep lässt sich verhindern, wenn Sie gezielt Maßnahmen ergreifen.
Scope Creep ist ein schleichender Prozess, der jedes Projekt gefährden kann. Mit klarer Planung, strukturierter Kommunikation und einem konsequenten Change-Management bleiben Sie jedoch auf Kurs. Letztendlich geht es darum, ein erfolgreiches Projekt abzuschließen und nicht darum, es endlos zu erweitern.
Wenn also die nächste Änderungsidee auftaucht, lohnt es sich zu prüfen, ob sie wirklich notwendig ist. So behalten Sie die Kontrolle über Ihr Projekt und können sicherstellen, dass es in der geplanten Zeit, innerhalb des Budgets und mit der gewünschten Qualität abgeschlossen wird.
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Katja Bäumel ist als PR-Managerin mit den Schwerpunkten „Online- und Bewegtbildredaktion“ bei der GPM tätig. Zuvor war sie, neben diversen Auslandsaufenthalten, als Projektleiterin für die Online-Redaktion von unternehmer.de sowie für Projekte bei der Volkswagen AG, der Deutschen Bank AG und Russell Hobbs verantwortlich.
k.baeumel@gpm-ipma.de
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