In der agilen Welt gibt es derzeit kaum ein Thema, das so polarisiert wie das Scaled Agile Framework (SAFe). Auf Konferenzen und in Foren hört man immer wieder dieselben Stimmen: SAFe-Bashing ist in Mode. Doch während Kritiker die Methode ablehnen, greifen immer mehr Unternehmen auf dieses Framework zurück. Ist SAFe wirklich so schlecht, wie manche behaupten, oder steckt doch mehr dahinter? In diesem Blogbeitrag beleuchten wir die Vor- und Nachteile von SAFe.
SAFe steht für Scaled Agile Framework. Es wurde entwickelt, um agile Prinzipien auf große Organisationen zu übertragen. Andere Methoden wie Scrum oder Kanban zielen eher auf Teams oder kleinere Projekte ab - dagegen bietet SAFe einen Rahmen, um agile Praktiken auf Programm-, Portfolio- und Teamebene im großen Stil anzuwenden. Es basiert auf Prinzipien des Lean Managements, der agilen Entwicklung und DevOps und soll Unternehmen dabei helfen, effizienter und flexibler zu arbeiten.
Einer der größten Pluspunkte von SAFe ist seine Skalierbarkeit. Während agile Methoden oft auf einzelne Teams begrenzt sind, ermöglicht es SAFe, agiles Arbeiten auf mehrere Teams und Programme auszuweiten. Für große Unternehmen, die in vielen parallelen Projekten arbeiten, ist dies ein Vorteil.
SAFe definiert klare Strukturen, Rollen und Verantwortlichkeiten. In großen Organisationen kann es schnell zu Chaos und Missverständnissen kommen. SAFe hilft, klare Verantwortlichkeiten zu schaffen und den Kommunikationsfluss zu verbessern.
Durch regelmäßige Meetings und Synchronisationspunkte wie das Program Increment (PI) Planning fördert SAFe die Zusammenarbeit zwischen Teams und bietet eine höhere Transparenz. Die Einbeziehung von Führungskräften sorgt dafür, dass alle Ebenen des Unternehmens in die agilen Prozesse eingebunden werden.
SAFe legt einen Fokus auf kontinuierliche Verbesserung. Durch regelmäßige Retrospektiven und Inspect-and-Adapt-Workshops können Organisationen ihre Arbeitsweise kontinuierlich optimieren und auf veränderte Anforderungen reagieren.
Trotz dieser Vorteile gibt es viele Kritiker, die SAFe als starr und unflexibel empfinden. Sie führen mehrere Punkte an, die das Framework in ein schlechtes Licht rücken.
SAFe ist ein sehr umfassendes Framework, das viele Regeln, Rollen und Prozesse umfasst. Für manche Unternehmen fühlt es sich eher wie eine Rückkehr zu bürokratischen Wasserfallmethoden an, als wie ein wirklich agiler Ansatz. Diese Komplexität kann dazu führen, dass Teams sich in endlosen Meetings verlieren und der eigentliche Mehrwert der Agilität verloren geht.
Ein häufiger Vorwurf ist, dass SAFe in großen Unternehmen oft nur als „agiler Deckmantel“ verwendet wird, während die eigentlichen Prinzipien der Agilität ignoriert werden. Es entsteht der Eindruck, dass SAFe nur eingeführt wird, um den Anschein von Agilität zu wahren, ohne tatsächlich flexibler oder kundenorientierter zu arbeiten.
Die Vielzahl an neuen Rollen und Meetingstrukturen, die SAFe einführt, kann schnell als überladen und kontraproduktiv empfunden werden. Kritiker sprechen oft davon, dass SAFe die Organisation mit unnötiger Komplexität belastet und dadurch die eigentlichen Vorteile der Agilität aushebelt.
In agilen Umgebungen ist Teamautonomie ein zentraler Wert. SAFe wird oft vorgeworfen, dass es diese Autonomie stark einschränkt, da es einen starken Fokus auf zentrale Steuerung und Führung legt. Teams fühlen sich dadurch oft weniger flexibel und in ihren Entscheidungen eingeschränkt.
Nein, nicht unbedingt. SAFe hat seine Daseinsberechtigung - vor allem in großen Unternehmen, die agile Prinzipien auf eine breitere Ebene skalieren wollen. Es bietet klare Strukturen und eine gewisse Sicherheit, die viele Unternehmen schätzen. Die Kritikpunkte sind jedoch nicht von der Hand zu weisen, und für kleinere oder weniger komplexe Organisationen könnte SAFe tatsächlich mehr Schaden als Nutzen anrichten.
Für Unternehmen, die eine klare Skalierbarkeit benötigen und bereits Schwierigkeiten haben, agile Prinzipien auf mehreren Ebenen zu integrieren, kann SAFe durchaus die richtige Lösung sein. Es bietet einen strukturierten Rahmen, um Agilität auf Unternehmensebene umzusetzen und gleichzeitig die Zusammenarbeit und Transparenz zu fördern.
Veranstaltungstipp: Unter dem Titel „SAFe - Großer Scheiß oder großes Kino?“ gibt Malte Foegen am 7. November 2024 von 15:00 – 15:45 Uhr beim PM Forum Digital einen Überblick über SAFe. Mehr über die Veranstaltung und Anmeldemöglichkeit: http://www.pm-forum.de/pm-forum-digital/ueberblick
Keine Kommentare
Sebastian Wieschowski ist PR-Manager mit dem Schwerpunkt „Redaktion und Kampagnensteuerung“ in der Marketing- und PR-Abteilung der GPM. Als ausgebildeter Journalist und leidenschaftlicher Autor hat er es sich zur Aufgabe gemacht, komplexe Themen verständlich und anschaulich zu vermitteln – beispielsweise den Mehrwert von Projektmanagement für die Gesellschaft und den Alltag.
s.wieschowski@gpm-ipma.de
Kommentare