Spitzensport beeindruckt durch Höchstleistungen, Disziplin und Zielstrebigkeit. Doch was oft verborgen bleibt, ist die immense planerische und organisatorische Leistung hinter dem öffentlich bejubelten Erfolg. Olympische Medaillen, Weltmeistertitel oder persönliche Bestzeiten entstehen nicht durch Zufall - sondern durch gezielte Projektarbeit. Der Leistungssport funktioniert in vielerlei Hinsicht wie ein Projekt: Zielorientiert, zeitlich begrenzt, einmalig, komplex und von vielen Beteiligten abhängig.
Projekte sind klar definierte Vorhaben mit folgenden Merkmalen:
Damit erfüllt eine Zielsetzung im Spitzensport exakt die Kriterien eines Projekts. Aus Sicht des Projektmanagements ist der Hochleistungssport daher eine systemische, dynamische Projektumgebung.
Die Entwicklung einer Athletin oder eines Athleten folgt einem strukturierten Stufenmodell - vergleichbar mit einem klassischen Projektphasenmodell:
Jede Phase erfordert andere Methoden, Entscheidungskriterien und Prioritäten - das macht das Management komplex und verlangt koordinierte Steuerung.
Spitzenleistungszentren - etwa nationale Stützpunkte - funktionieren als zentrale Knotenpunkte für die Karriereentwicklung. Ihre Arbeit ähnelt der eines Project Management Office (PMO):
Das Zusammenspiel dieser Faktoren macht deutlich: Leistungszentren agieren wie strategische Projektbüros - mit Verantwortung für das gesamte Projektportfolio im Spitzensport.
Der Weg zum sportlichen Erfolg ist geprägt von einer Vielzahl an Anspruchsgruppen - ein zentrales Thema des Projektmanagements. Zu den wichtigsten Stakeholdern im Spitzensport gehören:
Ein erfolgreicher Umgang mit diesen Gruppen erfordert:
Projektmanagement liefert hier das methodische Rüstzeug - vom Kommunikationsplan über Rollenmodelle bis zur Stakeholder-Matrix.
Der mentale Aspekt ist im Leistungssport oft entscheidend - besonders unter Wettbewerbsdruck. Der Aufbau mentaler Stärke folgt Prinzipien, die aus dem Projektmanagement bekannt sind:
Mentaltraining lässt sich als internes Change-Projekt begreifen - mit Ziel, Maßnahmenplan, Ressourcen (Coaching), Feedbackzyklen und Erfolgskontrolle. Es zeigt, wie wichtig persönliche Kompetenzen für Projekterfolg sind - eine Erkenntnis, die auch für klassische Projektkontexte gilt.
In der täglichen Arbeit von Athleten und Trainerinnen kommen viele Projektmanagement-Instrumente zum Einsatz - oft intuitiv, aber systematisch:
Diese Werkzeuge helfen, komplexe Zusammenhänge zu strukturieren, Fortschritte sichtbar zu machen und strategische Anpassungen vorzunehmen.
Ein typisches Projektdilemma zeigt sich auch im Sport: Mehr Ziele als Mittel. Ressourcenknappheit betrifft vor allem:
Effektives Projektmanagement hilft dabei:
Ressourcenmanagement im Sport ist daher weit mehr als Logistik - es ist strategisches Projektdenken.
Der Spitzensport bietet übertragbare Erfolgsprinzipien, die sich auch in Projekten außerhalb des Sports nutzen lassen:
Zugleich gilt umgekehrt: Der Sport kann vom strukturierten Vorgehen im Projektmanagement profitieren - etwa bei Großveranstaltungen, Sponsoringstrategien oder in der Nachwuchsentwicklung.
Moderne Leistungssportstrukturen benötigen mehr als gute Führungspersönlichkeiten - sie brauchen Führung im Sinne des Projektmanagements. Dazu gehören:
Projektmanagement bietet hier nicht nur Methoden, sondern ein Mindset: Vorausschau, Struktur, Reflexion, Anpassung.
Spitzensport und Projektmanagement - zwei Bereiche, die auf den ersten Blick unterschiedlich erscheinen, aber ein zentrales Prinzip teilen: Gezielte Vorbereitung auf ein definiertes Ziel unter komplexen Rahmenbedingungen. Beide Felder profitieren voneinander. Die systematische Verbindung beider Denkweisen schafft einen Mehrwert - für Organisationen, für Einzelpersonen und für die Gesellschaft. Denn Projekte machen nicht nur Zukunft - sie ermöglichen Spitzenleistungen.
Dieser Artikel basiert auf der Veranstaltung „Von der Vision zur Medaille - hinter den Kulissen des Spitzensports“, die am 20. Mai 2025 im Rahmen des 6. Berliner PM Salons von der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. organisiert wurde. Die Veranstaltung fand in der Hauptstadtrepräsentanz der GPM statt und widmete sich dem Zusammenspiel von Projektmanagement und Spitzenleistung im Sport. Sie bot praxisnahe Einblicke in Planung, Steuerung und mentale Stärke auf dem Weg zur sportlichen Exzellenz.
Sebastian Wieschowski ist PR-Manager mit dem Schwerpunkt „Redaktion und Kampagnensteuerung“ in der Marketing- und PR-Abteilung der GPM. Als ausgebildeter Journalist und leidenschaftlicher Autor hat er es sich zur Aufgabe gemacht, komplexe Themen verständlich und anschaulich zu vermitteln – beispielsweise den Mehrwert von Projektmanagement für die Gesellschaft und den Alltag.
s.wieschowski@gpm-ipma.de
Uwe Rohrschneider
27.05.2025 – 13:09
Hallo und Danke für diesen Beitrag. Ich bin immer wieder erstaunt und erfreut zu erkennen, wo überall die Systematik und Methoden des Projektmanagements nutzbringend angewendet werden können und welche ungeahnten Perspektiven sich dann öffnen. Es ist einfach eine tolle Welt, die des Projektmanagements, beste Grüße, Uwe Rohrschneider