
Die Welt verändert sich, auch am Nordpol. Statt schwerfälliger Planung und starrer Prozesse setzt der Weihnachtsmann dieses Jahr auf agiles Projektmanagement. Der Grund: Immer mehr Wunschzettel mit unklaren Anforderungen, ständig wechselnde Trends (TikTok-Geschenk-Challenges inklusive) und zu viele ungeklärte Schnittstellen zwischen Rentieren, Wichteln und Logistikdrohnen. Höchste Zeit also für einen Paradigmenwechsel: Scrum statt Schlittenroutine.
Der Weihnachtsmann hat seine Rolle als Product Owner angenommen, zumindest auf dem Papier. In der Praxis fällt es ihm schwer, sich aus allem rauszuhalten. Als „oberster Geschenkverantwortlicher“ mischt er sich gerne in Teamdiskussionen ein, kommentiert Verpackungsdesigns und plant nebenbei noch den Marketing-Slogan für Weihnachten. Rudolph erinnert ihn regelmäßig daran, nicht gleichzeitig Scrum Master, CEO und Chief Happiness Officer sein zu wollen. Ein Rollenverständnis im Wandel, auch am Nordpol.
Auch das Backlog Refinement mit dem Wichtel-Entwicklungsteam bringt den Weihnachtsmann regelmäßig an seine Grenzen. Die Wünsche sind oft unkonkret, teils widersprüchlich, und manchmal schlicht unmöglich umzusetzen. Soll ein Kind wirklich ein „echtes Haustier-Drachenbaby mit WLAN“ bekommen? Oder ist das „leuchtende Skateboard mit Einhorn-Garantie“ wichtiger, das laut Wunschzettel „auf Gras, Eis und Lava“ fahren können muss? Priorisierung ist harte Arbeit, besonders wenn man dabei nicht aus Versehen das Budget für Schokoladenfüllung kürzen will.
Der wahre Star des neuen Setups ist allerdings Rudolph, der mit seiner roten Nase nicht nur den Weg weist, sondern nun auch das Team als Scrum Master begleitet. Er moderiert Daily Stand-ups im Rentierstall („Gestern habe ich Pakete sortiert, heute kümmere ich mich um das Schokoladen-Problem...“) und achtet darauf, dass niemand ausbrennt, weder das Rentiereinsatzkommando noch die kreativ überlasteten Bastelwichtel.
Sein größter Erfolg bislang: Das Team hat auf Nachtschichten verzichtet und trotzdem den ersten Sprint abgeschlossen. Agile Magie, powered by Rentier-Empathie.
Während in der Vergangenheit ein einziger Masterplan für alle Geschenke reichte, lebt das neue Vorgehen von einem dynamischen Product Backlog. Neue Wünsche kommen täglich herein, besonders über den neuen „Wunschzettel as a Service“-API-Zugang via Smartphone-App. Features wie „Mitwachsende Schlittschuhe“ oder „klimaneutrales Verpackungsdesign“ erfordern ständige Neupriorisierung.
Im Sprint Planning wird entschieden, was in den nächsten Schlitten geladen wird. Velocity ist dabei nicht in Kilometern, sondern in Paketen pro Stunde messbar, wobei ein TikTok-würdiger Glitzerhut deutlich mehr Entwicklungsaufwand bedeutet als ein Klassiker wie „Buch mit Eselsohren“.
Nach jedem Sprint trifft sich das Team zur Retrospektive, dieses Jahr erstmals im Kaminzimmer mit alkoholfreiem Glühwein. Erkenntnisse der letzten Iteration:
Natürlich ist auch beim Nordpol-Projekt nicht alles Glitzer und Lametta. Agilität heißt nicht Chaos, sondern Anpassungsfähigkeit mit Struktur. Der Weihnachtsmann und sein Team haben erkannt: Es geht nicht darum, alles anders zu machen, sondern das Richtige flexibel umzusetzen. Und manchmal reicht es eben auch, wenn das Geschenk einfach nur liebevoll eingepackt ist.
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Katja Bäumel ist als PR-Managerin mit den Schwerpunkten „Online- und Bewegtbildredaktion“ bei der GPM tätig. Zuvor war sie, neben diversen Auslandsaufenthalten, als Projektleiterin für die Online-Redaktion von unternehmer.de sowie für Projekte bei der Volkswagen AG, der Deutschen Bank AG und Russell Hobbs verantwortlich.
k.baeumel@gpm-ipma.de
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