
Planspiele sind ein vielseitiges Instrument, um Projektmanagement praxisnah und interaktiv zu vermitteln. Doch die Wirkung hängt entscheidend davon ab, ob das Planspiel zur Zielgruppe, zum Lernziel und zu den organisatorischen Rahmenbedingungen passt. Die Auswahl sollte daher bewusst und auf Grundlage klarer Kriterien erfolgen. Dieser Beitrag zeigt, worauf Lehrende sowie Trainerinnen und Trainer bei der Auswahl achten sollten – mit konkreten Beispielen, Tipps zur Planung und Hinweisen zu Zeit, Technik und Kosten.
Der erste Schritt bei der Auswahl eines Planspiels ist die Definition der Lernziele. Geht es um den methodischen Umgang mit Projektmanagement-Instrumenten, um Soft Skills wie Kommunikation und Teamarbeit oder um das Verständnis für Projektabläufe unter realistischen Bedingungen?
Ein einfaches Beispiel: Das Ubongo Flow Game ist ein analoges Spiel mit kurzen Durchlaufzeiten und leichtem Einstieg. Es eignet sich hervorragend, um das Denken in Prozessen und das Zusammenspiel von Aufgaben zu vermitteln. Es ist ideal als niederschwelliges Spiel für Gruppen ohne Projektmanagement-Vorkenntnisse.
Wer hingegen komplexe Methoden trainieren will, braucht anspruchsvollere Formate: Das Lernziel entscheidet über das richtige Spielfeld.
Planspiele entfalten ihre Wirkung nur dann vollständig, wenn sie zum Wissens- und Erfahrungsstand der Teilnehmenden passen. Für Einsteigerinnen und Einsteiger bieten sich einfache Formate mit klarer Anleitung an, während fortgeschrittene Projektleitungen von Szenarien mit höherer Komplexität profitieren.
Das digitale Planspiel SimulTrain simuliert ein komplettes Projekt mit Zeit-, Kosten- und Ressourcenmanagement und eignet sich eher für Fortgeschrittene oder Teilnehmende in einer Weiterbildung mit Projekterfahrung. Studierende profitieren dagegen stärker von kompakten, moderierten Planspielen und Simulationen mit klaren Rollen und Vorgaben, z.B. StarsEngines.
Ob das Planspiel analog oder digital durchgeführt wird, hängt von den Rahmenbedingungen und Lernzielen ab. Digitale Planspiele bieten Vorteile bei der Skalierung, bei verteilten Gruppen und in der automatisierten Auswertung. Analoge Spiele fördern haptisches Lernen, Kreativität und Gruppendynamik.
Beispiel: Die browserbasierten Spiele Cesim Project und StarsEngines (mit analogen Elementen) ermöglicht die Steuerung eines Projekts mit mehreren Teams im virtuellen Raum. Sie benötigen Laptops oder Tablets, eine stabile Internetverbindung und je nach Lizenzmodell Zugangscodes. Für Präsenzseminare mit eingeschränkter Technik bietet sich ein analoges Format wie onTime-onSpec-onBudget an, das mit Spielbrettern, Karten und Materialien arbeitet und auch ohne digitale Infrastruktur funktioniert.
Planspiele unterscheiden sich stark im Zeitbedarf. Kurze Module wie das Project Assessment Canvas lassen sich in 60 bis 90 Minuten durchführen. Andere Formate wie Mission Deadline oder SimulTrain benötigen vier bis sechs Stunden oder sogar einen ganzen Workshoptag.
Auch die Gruppengröße spielt eine Rolle. Während manche Spiele schon ab vier Personen funktionieren, brauchen wettbewerbsorientierte Formate wie Projactivity mindestens zwei bis drei Teams mit je vier bis sechs Teilnehmenden.
Viele digitale Planspiele erfordern eine Lizenz, deren Kosten abhängig von Anzahl der Teilnehmenden, Spieldauer und Funktionsumfang sind. Preise bewegen sich zwischen 20 und 80 Euro pro Person für Einzellizenzen, bei Unternehmenslösungen können Paketpreise gelten.
Analoge Spiele sind oft günstiger im laufenden Betrieb, erfordern aber initiale Anschaffung oder Vorbereitung. Manche Anbieter bieten kostenlose Testversionen oder Education-Pakete für Hochschulen an.
Beispiel: StarsEngines bietet für staatliche Hochschulen eine kostenlose Spielversion. Kostenpflichtiges Entwicklertool (Simcision) ermöglicht die Erstellung erweiterter Szenarien und der Modifizierung der Zielsetzungen.
Ein wirkungsvolles Planspiel lebt von einer guten Vorbereitung und professionellen Begleitung. Trainerinnen und Trainer sollten nicht nur das Spielprinzip verstehen, sondern auch in der Lage sein, Gruppendynamiken zu steuern, Diskussionen zu moderieren und Reflexionen anzuleiten.
Folgende Punkte sind zu beachten:
Wer ein Planspiel einsetzt, sollte sich vorab mit dem Material vertraut machen, typische Fragen antizipieren und einen Plan für die Nachbereitung haben. Gerade in der Lehre oder im Training mit heterogenen Gruppen empfiehlt sich ein kurzer Pre-Test oder Probedurchlauf.
Planspiele entfalten ihre Wirkung dann, wenn sie mit Blick auf Lernziele, Zielgruppe, Format, Rahmenbedingungen und Moderationskompetenz ausgewählt werden. Wer das passende Spiel findet und gut vorbereitet ist, schafft Raum für echtes Lernen, aktives Erleben und nachhaltigen Kompetenzaufbau.
Planspiele im Projektmanagement – spielerisch lernen, wirksam trainieren
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Hubertus C. Tuczek ist Professor für Management und Führung an der Hochschule Landshut und kann auf mehr als 25 Jahre in leitenden Managementfunktionen in der Automobil- und Luftfahrtindustrie zurückblicken. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in agiler Führung und der Digitalen Transformation. Er ist Leitungsmitglied der GPM Fachgruppe „Agile Management“ und Mitglied der Fachgruppe „Projektmanagement an Hochschulen“.
Hubertus.Tuczek@haw-landshut.deClaudia Stöhler ist Lehrbeauftragte an Hochschulen in Ulm, Augsburg, München, und freiberufliche Beraterin für Logistik und Projektcoach und GPM Fachgruppenleitung PM an Hochschulen.
info@stoehler.eu
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