Gehalt und Karriere: Viele Projektmanager sind zufrieden – und denken trotzdem über Kündigung nach

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Gehalt und Karriere: Viele Projektmanager sind zufrieden – und denken trotzdem über Kündigung nach

Was motiviert Projektmanagerinnen und Projektmanager – und wann spielen sie mit dem Gedanken, den Arbeitgeber zu wechseln? Diese Fragen sind für Unternehmen wichtig, um Talente zu halten, und für die Fachkräfte selbst, um die eigenen Bedürfnisse zu reflektieren. Die aktuelle Studie „Gehalt und Karriere im Projektmanagement“ der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. liefert Einblicke in Zufriedenheit und Wechselbereitschaft im Projektmanagement.

Zunächst ist festzuhalten: Die meisten Projektmanager sind mit ihrer Arbeit an sich sehr zufrieden. Trotz oft hoher Arbeitsbelastung und Verantwortung empfinden viele ihre Tätigkeit als erfüllend. In Zahlen ausgedrückt: Auf einer Zufriedenheitsskala bezüglich der aktuellen Projekttätigkeit lagen die Durchschnittswerte in Deutschland und Österreich deutlich über der Mitte (im Bereich 66–69 von 100 Punkten, was man als gut interpretieren kann). Projektmanager schätzen es, abwechslungsreiche Aufgaben zu haben, Erfolge direkt sehen zu können und mit unterschiedlichen Menschen zusammenzuarbeiten. Dieses intrinsische Motivationsniveau im Berufsfeld ist ein großer Pluspunkt – es zeigt sich auch darin, dass Projektmanagement oft nicht nur „Job“, sondern Leidenschaft ist. 

Zufrieden und trotzdem wechselbereit – wie passt das zusammen? 

Dennoch tragen hohe Zufriedenheit mit der Aufgabe und Wechselbereitschaft kein Widerspruch. Die Studie fand heraus, dass ein signifikanter Anteil der Befragten (insbesondere in Deutschland) über einen Stellenwechsel nachdenkt. Warum, obwohl sie ihre Projektarbeit mögen? Die Daten deuten auf zwei Hauptgründe hin: Unzufriedenheit mit dem Gehalt und Unzufriedenheit mit den Karriereperspektiven beim aktuellen Arbeitgeber. Es scheint, viele lieben ihren Beruf, fühlen sich aber unterbezahlt oder sehen intern keine Weiterentwicklungsmöglichkeit – also schauen sie sich um. 

Konkret zeigte eine Korrelationsanalyse: Wer unzufrieden mit der aktuellen Tätigkeit in Projekten ist oder insbesondere mit der Bezahlung, trägt deutlich häufiger den Wechselgedanken. Das Gehalt als Motivator ist nicht überraschend – Projektmanager wissen um ihren Marktwert, und wenn sie anderswo 10-20% mehr erzielen könnten, wird der Schritt attraktiv. Ebenso spielt die Karriereplanung hinein: Wenn z.B. ein Senior-Projektleiter erkennt, dass es im Unternehmen keine höhere Position (Programmmanager, PMO-Leiter o.ä.) für ihn gibt, steigt die Wechselneigung, um extern den nächsten Karriereschritt zu machen. 

Wenn die Anerkennung fehlt 

Ein weiterer Aspekt der Motivation ist die Anerkennung und Wertschätzung. Projektmanager operieren oft in Matrixorganisationen, ohne disziplinarische Macht, was ihren Erfolgen manchmal intern weniger Sichtbarkeit verschafft. Viele wünschen sich daher, dass die Erfolge von Projekten stärker honoriert werden – sei es durch Boni, Sichtbarkeit beim Top-Management oder Beförderungen. Bleibt solche Anerkennung aus, kann dies die intrinsische Motivation dämpfen und langfristig zur Wechselabsicht beitragen. 

Allerdings ist Wechselbereitschaft nicht gleichzusetzen mit Unzufriedenheit im klassischen Sinne. In der modernen Arbeitswelt gilt: Top-Leute sind oft latent wechselbereit, schlicht weil die Optionen zahlreich sind. Gute Projektleiter werden von Headhuntern umworben, spannende Projekte locken in anderen Firmen oder es reizt die Selbständigkeit. Ein gewisses Maß an Wechselwilligkeit spiegelt auch den wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt wider – Projektmanagement-Fachkräfte sind gesucht und können wählen. 

Faire Gehälter und klare Entwicklungsperspektiven 

Für Arbeitgeber bedeutet das: Um Talente zu halten, müssen sie Motivationsfaktoren stärken und Demotivatoren minimieren. Sprich: Faire, attraktive Gehälter zahlen (oder anderweitige Benefits bieten), klare Entwicklungsperspektiven aufzeigen, die Arbeitsbedingungen mitdenken (Stichwort Work-Life-Balance, die ja schon besser wurde) und eine Kultur der Wertschätzung pflegen. Wenn Projektmanager das Gefühl haben, „hier kann ich mich entfalten und es lohnt sich, zu bleiben“, sinkt die Abwanderungsgefahr. 

Aus Sicht der Projektmanager selbst heißt es: Sich der eigenen Motivation bewusst sein. Was treibt einen persönlich an? Ist es eher das finanzielle, die Herausforderung, die Führung von Menschen, die inhaltliche Gestaltung? Und bekommt man das am aktuellen Arbeitsplatz? Wenn nicht, kann ein Wechsel der richtige Schritt sein – aber manchmal lassen sich auch intern Veränderungen anstoßen. Ein offenes Gespräch über Karriereziele oder Gehaltsanpassungen mit Vorgesetzten kann lohnend sein, bevor man direkt kündigt. Viele Unternehmen wollen ihre Projektleiter halten und sind bereit, Lösungen zu finden, wenn man konstruktiv kommuniziert. 

Insgesamt zeigt die Studie ein durchaus positives Bild der Motivation: Projektmanager lieben ihre Arbeit und sind mit Engagement dabei. Die Wechselbereitschaft rührt primär von lösbaren Faktoren her (Gehalt und Karrierechancen). Das stimmt optimistisch, dass Unternehmen, die hier ansetzen, ihre Schlüsselkräfte binden können – und dass Projektprofis im Zweifel gute Alternativen finden, falls sie sich anderswo besser verwirklichen können. 

Weitere Informationen zur Studie finden Sie hier: Gehaltsstudie | GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. 

Ansprechpartner

Sebastian Wieschowski