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Strategischer Erfolg durch Kultur: Wie eine preisgekrönte Bachelorarbeit die Faktoren Mensch und Organisationskultur im Projektmanagement verankert

Angesichts der zunehmenden Volatilität, Unsicherheit und Komplexität der modernen Geschäftswelt hat sich Projektmanagement längst von einem bloßen Werkzeug zu einer strategischen Schlüsselkompetenz entwickelt, die Transformation, Innovation und Digitalisierung in Unternehmen vorantreibt.

Dennoch verfehlen zahlreiche Projekte ihre Ziele, oft nicht aus Mangel an Methoden, sondern aufgrund fehlender kultureller Verankerung und inkonsistenter Prozesse. Bestehende Reifegradmodelle zur Analyse der Projektmanagement-Praxis operieren häufig auf einem zu hohen Abstraktionsniveau und reduzieren die organisationale Komplexität unzulänglich. Die Notwendigkeit eines praxisnäheren Instruments, das kulturelle Faktoren realistisch abbildet, ist damit wichtiger denn je.

Auszeichnung in der Kategorie „Bachelorarbeit“

Für seine wissenschaftliche Leistung auf diesem zentralen Feld wurde Leonard Latief, der sein duales Studium an der DHBW Heilbronn absolvierte, nun mit dem “Deutschen Studienpreis Projektmanagement” der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. ausgezeichnet. Die prämierte Bachelorarbeit trägt den Titel "Projektmanagement in komplexen Organisationen - Adaption eines Reifegradmodells zur Analyse der Projektmanagementreife am Beispiel der Markant Unternehmensgruppe". Latief entwickelte in seiner Arbeit das Adapted Project Management Maturity Model (APM3), das ein bestehendes Reifegradmodell adaptiert, ergänzt und praxisorientierter darstellt.

Eine zentrale Erkenntnis der Arbeit ist, dass Projektmanagement weitaus mehr umfasst als nur Prozesse, Methoden und Techniken – ein reiner „Werkzeugkoffer“ ist für den Projekterfolg nicht ausreichend. Der Erfolg hängt maßgeblich von den Menschen ab, die Projekte gestalten. 

Fokus auf kulturelle Faktoren wie Führung, Zusammenarbeit und Veränderungsbereitschaft

Das APM3 trägt dieser Tatsache Rechnung, indem es als eines der zentralen Themenfelder nun explizit den Menschen berücksichtigt und neben den klassischen Dimensionen eine neue Dimension zur Organisationskultur in das Modell integriert. Diese berücksichtigt systematisch kulturelle Faktoren wie Führung, Zusammenarbeit und Veränderungsbereitschaft, da Standards ohne eine projekt-förderliche Kultur wirkungslos bleiben. 

Darüber hinaus bricht das APM3 mit der starren, linearen Stufenlogik traditioneller Modelle und transformiert diese in eine Netzdarstellung. Diese Struktur ermöglicht es, unterschiedliche Entwicklungsstände einzelner Teilbereiche des Projektmanagements parallel abzubilden und damit ein realistischeres Bild der organisationalen Wirklichkeit zu zeichnen. Durch die Operationalisierung der Bewertungsdimensionen lassen sich zudem konkrete Handlungsempfehlungen ableiten und operative Entwicklungspfade sichtbar machen.

Jury: Neuartiger Ansatz verlässt die Grenzen starrer, linearer Modelle

Die Jury hob in ihrer Begründung hervor, dass es Leonard Latief mit dem APM3 gelingt, ein Instrument zu entwickeln, das „Theorie und Praxis in beispielhafter Weise verbindet“. Besonders gelobt wurde die methodische Fundierung der Arbeit, welche im Sinne der Forschung im Gegenstromverfahren deduktive und induktive Ansätze überzeugend miteinander verwebt. Der Praxisanteil wurde dabei durch Experteninterviews und eine geleitete Fokusgruppe gestaltet. Es wurde betont, dass das APM3 „die Grenzen starrer, linearer Stufenmodelle verlässt und berücksichtigt insbesondere auch kulturelle Faktoren wie Führung, Zusammenarbeit und Veränderungsbereitschaft“. Die Arbeit schließe damit „eine Lücke zwischen theoretischem Anspruch und betrieblicher Realität“. Das Gremium gratulierte zu dieser herausragenden Leistung und zu einem wohlverdienten Award, der „wissenschaftliche Tiefe, methodische Präzision und praktische Wirksamkeit gleichermaßen würdigt“.

Interview mit Leonard Latief

Frage: Was bedeutet es für Sie, diesen Preis zu gewinnen, und was haben Sie gedacht, als Sie von der Auszeichnung erfuhren?

Antwort: Als der Anruf kam, habe ich mich gefreut. Der Preis bedeutet für mich Wertschätzung und Anerkennung meiner Arbeit. Er zeigt zudem, dass die Arbeit einen Beitrag zum fachlichen Diskurs leistet – und auch zur Weiterentwicklung des Projektmanagements.

Frage: Was war das Thema Ihrer Arbeit?

Antwort: In meiner Arbeit ging es um die Adaption eines bestehenden Reifegradmodells. Ziel war es, dieses Modell praxisorientierter darzustellen.

Frage: Warum haben Sie ausgerechnet dieses Thema gewählt?

Antwort: Projektmanagement ist aus meiner Sicht wichtiger denn je. Es ist ein zentraler Treiber von Innovation und Veränderung in Unternehmen. Daher lag es nahe, ein Instrument zu entwickeln, das Unternehmen dabei unterstützt, ihr Projektmanagement nachhaltig zu verbessern.

Frage: Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an Ihrer Arbeit?

Antwort: Definitiv mein Forschungsansatz. Ich habe im Gegenstromverfahren gearbeitet. Dabei entsteht die Forschungskonzeption aus dem Spannungsfeld von Theorie und Praxis. Die Theorie basiert auf einer Literaturrecherche, während der Praxisanteil durch Experteninterviews und eine von mir geleitete Fokusgruppe geprägt war.

Frage: Wo lagen bei der Methodik die größten Herausforderungen?

Antwort: Unabhängig von der Methode lag die größte Herausforderung im Adaptionsprozess des Reifegradmodells. Dieser Prozess war von vielen Entscheidungen und auch einigen Rückschlägen geprägt. Es ging darum zu bestimmen, welche Aspekte und Kriterien ich übernehmen und welche ich neu integrieren wollte.

Frage: Was waren für Sie die zentralen Erkenntnisse Ihrer Arbeit?

Antwort: Eine wichtige Erkenntnis war, dass Projektmanagement weit mehr ist als Prozesse, Methoden oder Techniken. Ein Werkzeugkoffer allein reicht nicht aus, um Projekte erfolgreich zu managen. Entscheidend sind die Menschen, die ein Projekt gestalten. Deshalb nimmt der Mensch auch im adaptierten Reifegradmodell eine zentrale Rolle ein.

Frage: Was begeistert Sie ganz allgemein am Thema Projektmanagement?

Antwort: Projekte schaffen es, komplexe Themen, Ideen und Visionen so zu strukturieren, dass sie umsetzbar werden. Damit gestalten sie die Unternehmen von heute und morgen.

Frage: Was machen Sie aktuell beruflich und wohin möchten Sie sich beruflich weiterentwickeln?

Antwort: Ich bin derzeit bei der Markant-Gruppe als Junior Business Consultant tätig. Wir beraten unsere Partner entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette auf prozessualer Ebene. Perspektivisch finde ich diese Beratungstätigkeit sehr spannend, könnte mir aber auch gut vorstellen, tiefer in der Projektdisziplin mitzuarbeiten.

Frage: Gibt es Themen aus der Bachelorarbeit, die Sie künftig weiterverfolgen möchten, oder Projekte, die Sie auf die Beine stellen wollen?

Antwort: Ich habe die Bachelorarbeit gemeinsam mit der Markant-Gruppe geschrieben. Parallel wird dort aktuell ein neues Projektmanagement ausgerollt. Es wäre sehr schön, wenn ich gemeinsam mit dem Team Impulse setzen und dieses Projektmanagement aktiv mitgestalten könnte.

Frage: Was machen Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie nicht gerade forschen oder arbeiten?

Antwort: Ich spiele seit zwölf Jahren leidenschaftlich Badminton. Besonders in meiner Jugend habe ich sehr intensiv gespielt – die Wochenenden bestanden praktisch aus Turnieren in ganz Deutschland.

Frage: Warum ausgerechnet Badminton? Was macht Ihnen daran besonders Spaß?

Antwort: Ich finde, es ist ein sehr abwechslungsreicher Sport – und mal etwas anderes als Fußball. Die schnellen Ballwechsel und die dynamischen Richtungswechsel, egal ob im Einzel oder Doppel, faszinieren mich einfach und machen mir unglaublich viel Spaß.

Mehr über den Deutschen Studienpreis Projektmanagement (DSPM) erfahren Sie hier

Die Preisverleihung zum “Deutschen Studienpreis Projektmanagement” finden Sie hier

Ansprechpartner

Sebastian Wieschowski