
In einer Zeit, in der Projekte unter Verwendung von künstlicher Intelligenz analysiert werden, Algorithmen die Prioritäten setzen und digitale Werkzeuge den Arbeitsalltag prägen, kommen alle drei prämierten Arbeiten zu einem gemeinsamen Ergebnis: Technologie entfaltet ihre Wirkung nur dort, wo Kultur, Vertrauen und menschliches Urteilsvermögen mitgedacht werden.
Die ausgezeichneten Arbeiten beleuchten, wie kulturelle Faktoren den Projekterfolg bestimmen, warum KI im Portfoliomanagement nur gemeinsam mit menschlicher Expertise funktioniert und weshalb soziale Kompetenzen für Projektmanagerinnen und Projektmanager in der digitalen Transformation immer wichtiger werden.
Der Preis in der Kategorie „Bachelorarbeit“ geht an Leonard Latief, Absolvent des dualen Studiengangs an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn. Seine Abschlussarbeit trägt den Titel: „ Projektmanagement in komplexen Organisationen - Adaption eines Reifegradmodells zur Analyse der Projektmanagementreife am Beispiel der Markant Unternehmensgruppe“.
Latief entwickelt in seiner Arbeit ein praxisorientiertes Adapted Project Management Maturity Model (APM3), das bestehende Reifegradmodelle für komplexe Organisationen anwendbarer macht. Die Studie zeigt, dass Projektmanagement weit mehr ist als Methoden und Prozesse – entscheidend sind die Menschen, die Projekte gestalten und vorantreiben. Das APM3 integriert daher kulturelle Faktoren wie Führung, Zusammenarbeit und Veränderungsbereitschaft als eigenständige Dimension und ersetzt lineare Reifegrade durch ein netzwerkbasiertes Strukturmodell. Dadurch wird sichtbar, dass Reifegrade in Organisationen sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können und konkrete Entwicklungspfade abgeleitet werden können.
Den Preis in der Kategorie „Masterarbeit“ erhält Sebastian Colditz, Wirtschaftsingenieur der Hochschule Darmstadt, für seine Forschungsarbeit „Optimierung der Portfoliopriorisierung im Projektmanagement durch Generative Künstliche Intelligenz: Eine empirische Untersuchung zu ChatGPT als Entscheidungshelfer im Projektportfoliomanagement“.
Colditz untersucht empirisch, welchen Beitrag generative KI – darunter große Sprachmodelle wie ChatGPT – bei der Priorisierung von Projekten leisten kann. Die Kernaussage seiner Studie: KI bietet hohes Potenzial bei Informationsaufbereitung, Strukturierung und Entscheidungsunterstützung, ersetzt aber menschliche Expertise nicht. Gruppen, die ausschließlich auf KI-Empfehlungen vertrauten, erreichten im Experiment die geringsten Ergebnisse. Effektiver sind hybride Modelle, in denen KI und Menschen gemeinsam arbeiten. Die Forschung liefert damit wertvolle Erkenntnisse für eine verantwortungsvolle, realitätsnahe Nutzung von KI in strategischen Entscheidungsprozessen.
In der Kategorie „Dissertation“ wird Dr. Jessica Nagel für ihre Arbeit „Digital Literacy im Projektmanagement - Entwicklung eines Kompetenzstrukturmodells für das digital strukturierte Projektmanagement“ mit dem Deutschen Studienpreis Projektmanagement 2025 ausgezeichnet.
Ausgehend von praktischen Erfahrungen und den Auswirkungen von Digitalisierung und KI entwickelt Nagel ein empirisch fundiertes Kompetenzstrukturmodell für digital geprägtes Projektmanagement. Ihre zentralen Erkenntnisse: Je digitaler Projektmanagement wird, desto wichtiger werden soziale und kognitive Fähigkeiten. Die drei Kernaufgaben von Projektmanagerinnen und Projektmanagern in digitalen Umgebungen sind nach Nagel das Schaffen von Vertrauen, die Sicherstellung kontinuierlicher Kommunikation und das Fördern von Motivation.
Ihr Modell verbindet sieben Dimensionen digitaler Handlungskompetenz mit zehn Bereichen der Projektpraxis. Es zeigt unter anderem, dass der souveräne Umgang mit Informationsflut, die bewusste Wahl zwischen analogen und digitalen Methoden und die Fähigkeit, Vertrauen in Teams sowie in Technologie aufzubauen, zu zentralen Erfolgsfaktoren werden.
Seit 1997 würdigt die GPM mit dem Deutschen Studienpreis Projektmanagement herausragende wissenschaftliche Leistungen und stärkt den Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis. Die Jury bewertet die Arbeiten nach wissenschaftlicher Qualität, Forschungsdesign, Praxisbezug und Anwendbarkeit der Ergebnisse. Viele frühere Preisträgerinnen und Preisträger sind heute in verantwortungsvollen Positionen in Unternehmen, Wissenschaft und öffentlicher Verwaltung tätig.
Die Preisträgerinnen und Preisträger des Jahres 2025 zeigen eindrucksvoll, dass Projektmanagement in der digitalen Transformation sowohl technischer wird als auch menschlicher. Künstliche Intelligenz, neue Modelle und digitale Werkzeuge eröffnen Chancen – ihr Erfolg hängt jedoch entscheidend von Kultur, Kompetenzen und verantwortungsvollem Einsatz ab.