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KI als Co-Pilot im Projektportfoliomanagement: Wie Mensch und Maschine gemeinsam bessere Entscheidungen treffen

In einer Zeit, in der die Komplexität unternehmerischer Entscheidungsumgebungen stetig zunimmt, ist die gezielte Auswahl und Priorisierung von Projekten ein zentraler Erfolgsfaktor.

Die Nutzung Generativer Künstlicher Intelligenz (KI), die momentan in aller Munde ist, eröffnet neue Perspektiven für datenbasierte Entscheidungsunterstützung in diesem komplexen Aufgabenfeld. Eine aktuelle Masterarbeit hat untersucht, wie diese Technologie Projektportfoliomanager konkret bei der Entscheidungsfindung unterstützen kann und welche entscheidenden Faktoren für einen wirksamen und verantwortungsvollen Einsatz notwendig sind.

Auszeichnung in der Kategorie „Masterarbeit“

Für seine Forschung in diesem zukunftsweisenden Bereich wurde Sebastian Colditz mit dem “Deutschen Studienpreis Projektmanagement” der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. ausgezeichnet. Colditz, der ursprünglich aus Kassel stammt und in Darmstadt Wirtschaftsingenieurwesen im Fachbereich Maschinenbau studierte, erhielt die Prämierung für seine Masterthesis „Optimierung der Projektpriorisierung im Projektportfoliomanagement durch Generative Künstliche Intelligenz“. Die Arbeit schließt eine Forschungslücke, indem sie die Akzeptanz und die funktionale Unterstützung von Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT im PPM empirisch untersucht.

Generative KI ist kein Ersatz, aber eine Ergänzung zur menschlichen Expertise

Die zentralen Erkenntnisse der empirischen Studie belegen das immense Potenzial, aber auch die notwendigen Grenzen des KI-Einsatzes. Zwar waren die Teilnehmenden der Fallstudie sehr positiv von den Einsatzmöglichkeiten und der Qualität des Outputs der generativen KI überrascht. Es zeigte sich jedoch klar, dass jene Gruppen, die sich im Experiment ausschließlich auf die Ergebnisse und die Entscheidungen der KI verließen, die schlechtesten Resultate erzielten. 

Für die Praxis bedeutet dies, dass ein Zusammenspiel aus Mensch und KI – unter Nutzung der jeweiligen Stärken – sehr entscheidend werden wird. Generative KI kann demnach nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zur menschlichen Expertise verstanden werden. Sie punktet insbesondere bei der Informationsaufbereitung, der Strukturierung komplexer Daten und der Entwicklung einer fundierten Entscheidungsbasis, sowie als Ideengenerator. Die menschliche Entscheidungsführung bleibt dabei die notwendige Bedingung für eine hohe Qualität der Ergebnisse.

Jury: Kritischer Umgang sowie klare Kontrollmechanismen unverzichtbar im Umgang mit KI

Die Jury des Deutschen Studienpreises Projektmanagement hob in ihrer Laudatio die Aktualität und Qualität der Forschung hervor. Sebastian Colditz leiste mit seiner Masterarbeit einen „bedeutenden und wissenschaftlich fundierten Beitrag“ zur Bewältigung aktueller Herausforderungen. Die empirischen Ergebnisse überzeugten die Gutachter „durch ihre hohe Relevanz und den klaren Praxisbezug“. Gleichzeitig wurde die Kernbotschaft bestätigt, dass „die Expertise des Menschen unverzichtbar [bleibt], um komplexe Rahmenbedingungen und strategische Entscheidungen angemessen zu berücksichtigen“. Die Jury betonte abschließend, dass „ein kritischer Umgang sowie klare Kontrollmechanismen entscheidend [sind], um die Potenziale von KI optimal zu nutzen und sicherzustellen, dass ihre Anwendung... effektiv und verantwortungsvoll erfolgt“.

Interview mit Sebastian Colditz

Frage: Was bedeutet es für Sie, den Deutschen Studienpreis Projektmanagement zu gewinnen, und wie haben Sie sich gefühlt, als Sie die Nachricht erhielten?

Antwort: Als ich den Anruf bekam, habe ich mich natürlich erstmal riesig gefreut. Den Deutschen Studienpreis Projektmanagement zu gewinnen, ist für mich eine große Ehre und eine besondere Wertschätzung meiner Arbeit. Zugleich zeigt es, dass das Thema auch für die Praxis sehr relevant ist – und darauf bin ich wirklich stolz.

Frage: Was war das Thema Ihrer Abschlussarbeit?

Antwort: Es ging um die Optimierung der Projektpriorisierung im Projektportfoliomanagement mit generativer KI.

Frage: Warum haben Sie gerade dieses Thema gewählt?

Antwort: KI ist derzeit in aller Munde und erhält Einzug in nahezu alle Lebensbereiche. Deshalb fand ich es besonders spannend zu untersuchen, wie KI auch in einem so komplexen Aufgabenfeld wie der Projektpriorisierung unterstützen kann – und wie diese Unterstützung von Portfoliomanagern wahrgenommen wird.

Frage: Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere oder Einzigartige an Ihrer Forschungsarbeit?

Antwort: Das Besondere ist sicherlich der starke Praxisbezug durch die Fallstudie. Dadurch konnte ich unmittelbar zeigen, welche Form der KI-Unterstützung wirklich hilfreich ist und welche nicht. Zudem konnte ich das Thema durch die Kombination aus Fallstudie, Interviews sowie quantitativen und qualitativen Daten sehr umfassend betrachten.

Frage: Wo lagen methodische Herausforderungen oder Probleme während der Durchführung?

Antwort: Die größte Herausforderung war der Aufbau der Fallstudie. Ursprünglich wollte ich sie mit realen Unternehmensdaten durchführen. In Gesprächen mit Experten und Unternehmen stellte sich jedoch schnell heraus, dass die Daten erstens viel zu sensibel sind, um sie einem Masteranden zur Verfügung zu stellen. Zweitens war die KI-Implementierung in vielen Unternehmen noch nicht so weit fortgeschritten, wie ich es erwartet hatte. Deshalb habe ich die Teilnehmenden der Fallstudie dann die Portfolio-Planung eines imaginären Unternehmens mit ChatGPT aufstellen lassen.

Frage: Was sind die zentralen Erkenntnisse Ihrer Forschung, die für die Praxis unbedingt relevant sind?

Antwort: Zunächst waren alle Teilnehmenden sehr positiv überrascht von den Einsatzmöglichkeiten und der Qualität des Outputs generativer KI. Gleichzeitig habe ich schnell gemerkt: Je stärker sich die Teilnehmenden auf die Ergebnisse der KI verlassen, desto schlechter werden die Resultate. Für die Zukunft bedeutet das, dass ein Zusammenspiel von Mensch und KI – unter Nutzung der jeweiligen Stärken und mit Überprüfung des Outputs der KI – entscheidend sein wird.

Frage: Was reizt Sie generell am Thema Projektmanagement?

Antwort: Jedes Projekt ist einzigartig, und man steht ständig vor neuen Herausforderungen. Besonders gefällt mir, diese Herausforderungen gemeinsam im Team zu lösen und Veränderungen aktiv zu gestalten. Das Projektportfoliomanagement geht noch einen Schritt weiter: Es betrachtet nicht nur, wie wir Projekte richtig durchführen, sondern welche Projekte überhaupt die richtigen sind, um Unternehmen kurz- und langfristig voranzubringen.

Frage: Wo arbeiten Sie aktuell, und welche langfristigen beruflichen Ziele verfolgen Sie?

Antwort: Ich bin Consultant bei Campana & Schott im Bereich Projekt- und Projektportfoliomanagement. Dort unterstütze ich Unternehmen beim Einsatz digitaler Tools und Strategien und begleite Transformationsprojekte. Langfristig möchte ich weiter erforschen, wie neue technologische Entwicklungen unsere Arbeit unterstützen können – und wie wir sie sinnvoll integrieren. Mein Ziel ist es, Unternehmen dabei zu helfen, diese Technologien wirksam und verantwortungsvoll zu nutzen, ohne dass der Spaß an der Zusammenarbeit im Team verloren geht.

Frage: Welche Rolle spielt der Sport als Ausgleich in Ihrer Freizeit?

Antwort: Ich bin seit über 20 Jahren mit dem Handball verbunden – als Spieler, Trainer und Schiedsrichter. Angefangen hat alles in Kassel, später habe ich in Darmstadt weitergespielt, und sogar in Australien war ich aktiv, obwohl der Sport dort kaum verbreitet ist.

Frage: Welche Herausforderung sehen Sie darin, jetzt als Schiedsrichter tätig zu sein, nachdem Sie selbst Spieler waren?

Antwort: Man hat natürlich eine ganz andere Sicht auf das Spiel und versteht manche Entscheidungen deutlich besser. Wo man sich früher als Spieler aufgeregt hat, merkt man als Schiedsrichter: Es ist ziemlich aufregend und gar nicht so einfach, immer so schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dadurch kann man die unterschiedlichen Perspektiven sehr gut nachvollziehen.

Der Autor wurde für seine Forschungsarbeit mit dem „Deutschen Studienpreis Projektmanagement 2025“ ausgezeichnet. Mehr über den Preis erfahren Sie hier

Die Preisverleihung zum “Deutschen Studienpreis Projektmanagement” finden Sie hier

Ansprechpartner

Sebastian Wieschowski