Projekte sind der zentrale Hebel, um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen. Ob Klimaschutz, Digitalisierung oder gesellschaftlicher Wandel – ohne gut geführte Projekte bleiben viele Strategien wirkungslos. Doch klassische Projektmanagement-Methoden stoßen zunehmend an ihre Grenzen. Ein Ansatz, der auf Werten, Nachhaltigkeit und echter Beteiligung basiert, wird zur neuen Notwendigkeit: das wertebasierte Projektmanagement.
In einer Welt, die zunehmend von Ressourcenknappheit, Klimawandel und sozialen Ungleichheiten geprägt ist, stoßen traditionelle Projektmanagementmethoden an ihre Grenzen. Erfolg wird in klassischen Ansätzen oft ausschließlich an der Einhaltung von Zeit, Budget und Qualitätsvorgaben gemessen. Doch diese Kriterien greifen heute zu kurz.
Klassische Strukturen mit starren Prozessen und hierarchischen Entscheidungswegen können der Komplexität und Dynamik globaler Herausforderungen nicht mehr gerecht werden. Projekte müssen heute mehr leisten: Sie müssen ihre langfristigen Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft konsequent berücksichtigen und aktiv gestalten.
Wertebasiertes Projektmanagement (Value-based Project Management) richtet Projekte konsequent an ethischen Prinzipien, Nachhaltigkeit und langfristiger Wirkung aus. Es stellt den Menschen in den Mittelpunkt und erkennt kulturelle Unterschiede sowie individuelle Motivationen als Potenziale an.
Werte wie Vertrauen, Integrität, Fairness, Respekt und Verantwortung prägen sowohl die Führung als auch die Zusammenarbeit im Projektteam. Der Fokus verschiebt sich: Vom reinen Management der Stakeholder zu einem Management für Stakeholder, bei dem ihre Bedürfnisse, Werte und Interessen aktiv in die Projektgestaltung einfließen.
Projekte werden damit nicht nur als Mittel zur Zielerreichung betrachtet, sondern als Prozesse, die langfristigen Nutzen für alle Beteiligten und die Gesellschaft erzeugen sollen.
Der Ansatz des wertebasierten, integralen Initiativen- und Projektmanagements (ViPM) geht noch einen Schritt weiter. ViPM kombiniert klassische Projektmanagementtechniken mit einem werteorientierten und ganzheitlichen Blick auf Projekte.
ViPM gestaltet Projekte entlang von vier zentralen Dimensionen:
Im ViPM-Ansatz wird der Projekterfolg neu bewertet: Nicht nur Zeit, Kosten und Qualität zählen, sondern auch:
Statt eines traditionellen „magischen Dreiecks“ aus Zeit, Kosten und Qualität entsteht eine „Doppelpyramide“, die auch Kultur und Nachhaltigkeit umfasst.
ViPM setzt auf kooperative Ansätze wie Soziokratie, Deep Democracy und Multi-Stakeholder-Partnerships. Statt Stakeholder nur zu verwalten, werden sie aktiv eingebunden und befähigt, gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Dadurch entstehen belastbare Vertrauensstrukturen und ein neues Verständnis von Projektarbeit als gemeinschaftlicher Wertschöpfungsprozess.
Digitale Technologien unterstützen diesen Wandel, indem sie Kommunikation erleichtern und globale Zusammenarbeit ermöglichen. Dennoch bleibt der menschliche Faktor – Wertschätzung, Vertrauen und geteilte Verantwortung – das Herzstück von ViPM.
Angesichts der globalen Herausforderungen wird deutlich: Nur ein wertebasiertes Projektmanagement kann Projekte so gestalten, dass sie nicht nur kurzfristig erfolgreich, sondern langfristig wirksam und verantwortungsvoll sind. ViPM bietet dafür einen strukturierten Ansatz, der traditionelle Methoden sinnvoll erweitert und neue Perspektiven eröffnet. Wer Projekte heute nachhaltig gestalten will, kommt an diesem Paradigmenwechsel nicht vorbei.
Dieser Beitrag basiert auf dem Artikel "Ein neues Projektmanagement braucht die Welt" von Hendrik Backerra, Robin Aden und Clemens Drilling, erschienen in der PM AKTUELL, Ausgabe 03/2022. Mehr über das Fachmagazin der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. erfahren Sie hier.
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