Projektmanagement-Software wird für viele Unternehmen zur strategischen Entscheidung mit großer Tragweite. Die Zeiten einfacher Aufgabenlisten sind vorbei. Immer mehr Organisationen erwarten von Projektmanagement-Tools eine intelligente, sichere und zugleich anpassungsfähige Unterstützung für komplexe Prozesse. Eine aktuelle Studie von Capterra (Juli 2025) liefert aufschlussreiche Daten darüber, wie sich der Markt verändert, welche Erwartungen Nutzerinnen und Nutzer heute haben und warum künstliche Intelligenz der zentrale Treiber dieser Entwicklung ist.
Mehr als die Hälfte der befragten deutschen Unternehmen nennt KI-Funktionen als Hauptgrund für die Investition in neue Projektmanagement-Software. Der Fokus verschiebt sich deutlich. Statt neue Mitarbeitende einzustellen, setzen viele Unternehmen darauf, mit KI-gestützten Tools Effizienz zu steigern, Prozesse zu automatisieren und Projektressourcen intelligenter zu steuern. Projektmanagement-Software wird nicht mehr nur als Planungsinstrument betrachtet, sondern als intelligenter Assistent, der analysiert, priorisiert und unterstützt.
Diese Entwicklung hat auch finanzielle Auswirkungen. Höhere Ausgaben entstehen nicht mehr primär durch wachsende Teamgrößen, sondern durch die Einführung KI-fähiger Tools. Mit weniger Personal soll mehr erreicht werden, unterstützt durch maschinelles Lernen, Automatisierung und vorausschauende Analysen.
Mit der zunehmenden Verbreitung von KI steigt auch die Angriffsfläche für Cyberkriminalität. Deshalb zählt für zwei Drittel der deutschen Unternehmen Sicherheit heute zum wichtigsten Auswahlkriterium bei Projektmanagement-Software. Sensible Projektdaten, Kundeninformationen oder interne Strategien sollen geschützt bleiben, auch wenn neue Funktionen hinzukommen.
Sicherheitsbedenken sind häufig nicht nur ein Entscheidungskriterium, sondern auch ein Auslöser für die Neuanschaffung eines Tools. Die Nachfrage nach verschlüsselter Kommunikation, sicheren Schnittstellen, Zugangskontrollen und Zertifizierungen steigt stetig. Ein Datenleck oder eine unzureichend gesicherte API kann schnell das Vertrauen in ein ansonsten überzeugendes System zerstören.
Trotz hoher Erwartungen bleibt die Einführung von KI in der Praxis herausfordernd. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen nennt genau diese Einführung als größte Hürde bei der Nutzung neuer Projektmanagement-Software. Auch die Integration in bestehende Systeme und Prozesse bereitet vielen Schwierigkeiten. Hinzu kommen unerwartete oder versteckte Kosten für Implementierung, Migration oder Schulung.
Ein weiteres Hindernis liegt in der Intransparenz vieler KI-Funktionen. Viele Projektverantwortliche möchten nachvollziehen, wie Algorithmen Entscheidungen treffen. Das betrifft etwa die Priorisierung von Aufgaben oder die Einschätzung von Risiken. Hinzu kommen Unsicherheiten im Umgang mit sensiblen Daten, ein uneinheitliches Schulungsniveau im Team und nicht zuletzt die Frage, wie sich Datenqualität sichern lässt.
So leistungsfähig KI inzwischen auch ist, sie ersetzt nicht die sozialen Kompetenzen, die für erfolgreiche Projekte entscheidend bleiben. 53 Prozent der deutschen Projektmanagerinnen und Projektmanager berichten, dass sie seit der Einführung von KI vermehrt emotionale Intelligenz einsetzen. Kommunikation, Konfliktmanagement und Beziehungsarbeit lassen sich nicht automatisieren.
Technologische Entwicklung und menschliche Zusammenarbeit müssen daher zusammengedacht werden. Gerade in Zeiten von Personalknappheit, teamübergreifender Zusammenarbeit und steilem Onboarding sind Empathie, Präsenz und Führungsstärke gefragter denn je. Wer mit KI arbeitet, muss auch in der Lage sein, Unsicherheiten im Team aufzufangen und für Transparenz zu sorgen.
Immer mehr Unternehmen setzen auf hybride Projektmethoden, also eine Mischung aus klassischen und agilen Ansätzen. Diese Vielfalt muss sich in der Software abbilden lassen. Gefragt sind Tools, die strukturierte Pläne ebenso unterstützen wie spontane Änderungen. Systeme, die Rollenrechte differenziert abbilden und gleichzeitig den Überblick behalten lassen. Und Lösungen, die sich schnell einführen lassen, ohne langwierige Schulungsprozesse.
Auch hier wird deutlich, dass Funktionen wie intelligente Automatisierung, Dokumentationshilfen, Zeitersparnis durch Vorlagen oder visuelle Dashboards dann hilfreich sind, wenn sie unterstützen und nicht kontrollieren. Nur wenn Technologie sich den Teams anpasst und nicht umgekehrt, wird sie langfristig akzeptiert.
Projektmanagement-Software steht 2025 an einem Wendepunkt. Unternehmen wünschen sich nicht nur Tools, die Aufgaben organisieren, sondern Systeme, die mitdenken, vorausschauend handeln und höchste Sicherheitsstandards erfüllen. Gleichzeitig sollen sie leicht bedienbar, transparent und verständlich bleiben. Die Studie zeigt eindrücklich, wie groß die Anforderungen inzwischen sind und wie stark sie sich durch KI verschieben.
Wer heute eine neue Projektmanagement-Software auswählt, entscheidet nicht nur über Funktionen, sondern über Kultur, Prozesse und Zusammenarbeit im gesamten Unternehmen.
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