Mit ESG-KPIs Projekte nachhaltig steuern: So gelingt die Integration ins Portfolio

Nachhaltigkeit lässt sich nicht mehr allein über Leitbilder und Absichtserklärungen steuern. Unternehmen, die ESG (Environmental, Social, Governance) wirksam in ihre Projektlandschaft integrieren wollen, brauchen messbare Kriterien. ESG-KPIs (Key Performance Indicators) sind dabei das zentrale Instrument. Sie machen Nachhaltigkeit konkret – und lenken Entscheidungen im Projektportfolio-Management gezielt in Richtung Zukunftsfähigkeit.

ESG-KPIs: Von der Strategie zur Projektpriorisierung

Im klassischen Projektportfolio-Management entscheiden häufig wirtschaftliche Kriterien wie ROI, Budget oder strategischer Fit über die Auswahl und Priorisierung von Projekten. Die Einbindung von ESG-KPIs erweitert diese Logik um eine nachhaltige Dimension. Projekte werden nicht nur hinsichtlich Kosten und Nutzen bewertet, sondern auch danach, welchen Beitrag sie zu Umwelt- und Sozialzielen oder guter Unternehmensführung leisten.

Dabei geht es nicht um Idealismus, sondern um konkrete strategische Steuerung. ESG-Kriterien helfen, Investitionen mit regulatorischen Anforderungen, Stakeholder-Erwartungen und langfristiger Risikominimierung in Einklang zu bringen.

Beispielhafte ESG-Kennzahlen in der Projektbewertung

ESG-KPIs können sehr unterschiedlich ausgestaltet sein, je nach Branche, Unternehmensgröße und Reifegrad. In der Praxis bewährt haben sich unter anderem folgende Kennzahlen:

  • Papierverbrauch pro Mitarbeitenden: Reduktion durch Digitalisierung
  • Fuhrparkanteil hybrider oder elektrischer Fahrzeuge: Förderung nachhaltiger Mobilität
  • Energieverbrauch pro Arbeitsplatz: Optimierung durch technische Maßnahmen
  • Müllaufkommen pro Mitarbeitenden: Anreize für bewussten Ressourceneinsatz
  • Anteil barrierefreier Produkte oder Services: Förderung sozialer Inklusion
  • Transparenzkennzahlen in der Lieferkette: Governance-orientierte Auswahl von Partnern

Diese KPIs lassen sich projektbezogen definieren, bewerten und nach Abschluss kontrollieren. Das schafft Transparenz und erhöht die Aussagekraft von ESG-Initiativen.

Integration in den PPM-Prozess

Für die erfolgreiche Anwendung von ESG-KPIs im Projektportfolio sind klare Prozesse erforderlich:

  1. Definition der ESG-Ziele auf Unternehmens- und Portfolioebene: Grundlage für alle weiteren Schritte
  2. Jährliche Festlegung konkreter ESG-KPIs und Zielwerte: Zentrale Steuerungsgrößen mit Vergleichbarkeit über Projekte hinweg
  3. Verpflichtende Bewertung bei Projektantrag oder -nominierung: Projektverantwortliche schätzen den Beitrag des Projekts zu jedem ESG-Kriterium ein
  4. Priorisierung und Auswahl auf Basis kombinierter ESG- und Finanzkriterien: Mehrdimensionale Entscheidungsgrundlage für das PMO oder Lenkungsgremium
  5. Monitoring und Reporting der ESG-Wirkung nach Projektabschluss: Rückkopplung zur strategischen Zielerreichung und Verbesserung des ESG-Reifegrads

Wichtig ist: Die ESG-KPIs werden nicht isoliert bewertet, sondern im Kontext des Gesamtportfolios gewichtet. So bleibt Raum für unternehmerische Flexibilität, bei gleichzeitiger Ausrichtung auf Nachhaltigkeit.

Herausforderungen in der Praxis

Trotz wachsender Erfahrung gibt es bei der Einführung von ESG-KPIs im Projektportfolio-Management typische Hürden:

  • Unklare oder zu generische KPIs erschweren die Vergleichbarkeit und führen zu Unsicherheiten bei der Bewertung.
  • Fehlendes Schulungsangebot für Projektverantwortliche kann zu Ablehnung oder fehlerhafter Anwendung führen.
  • Widerstand bei der Einführung entsteht oft aus dem Gefühl zusätzlicher Bürokratie oder Angst vor Fehlinterpretationen.
  • Mangel an digitalen Tools, die ESG-Kennzahlen durchgängig erfassen und auswerten, erschwert die Standardisierung.

Daher ist es entscheidend, die ESG-KPI-Systematik nicht isoliert zu betrachten, sondern in das bestehende PMO-Framework, das Projektcontrolling und die Unternehmenskommunikation zu integrieren.

ESG-KPIs als strategischer Hebel

Der große Vorteil von ESG-KPIs liegt in ihrer Doppelfunktion: Sie machen Projekte nachhaltiger und die Nachhaltigkeit des Unternehmens sichtbarer. Durch standardisierte Kennzahlen entsteht ein gemeinsames Verständnis, welche Aspekte bei Projekten zählen – über Budget und Zeitrahmen hinaus. Gleichzeitig lassen sich Fortschritte gezielt berichten, sei es im ESG-Rating, im Nachhaltigkeitsbericht oder im Stakeholder-Dialog.

Wer ESG-Kennzahlen ernst nimmt, verändert nicht nur Projektentscheidungen, sondern auch die Kultur im Unternehmen: weg von reaktiven Einzelmaßnahmen, hin zu strategisch gesteuerter Nachhaltigkeit.

Der Beitrag basiert auf der Präsentation „ESG im Projektportfolio wirksam verankern“, welche am 19. September 2025 auf dem 34. IPMA World Congress von Dr. Lana Lovrenčić Butković und Dr. Darija Ivandić Vidović gehalten wurde. 

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