Klimaschutz und Entwicklung in Ghana: Wie ein Land beides gemeinsam voranbringt

Klimaschutz und wirtschaftliche Entwicklung gelten oft als Gegensätze. Ghana zeigt, dass dieser Widerspruch vermeidbar ist. Das westafrikanische Land hat eine nationale Strategie entwickelt, in der Klimaziele fest mit sozialen und wirtschaftlichen Fortschritten verknüpft sind. Dahinter steht kein Zufall, sondern eine strukturierte Vorgehensweise, die viele Parallelen zum modernen Projektmanagement aufweist: mit klaren Zielen, konkreten Maßnahmen, definierten Zuständigkeiten und kontinuierlichem Monitoring.

Der Klimawandel als Entwicklungsbremse

Ghana zählt zu den Ländern, die besonders stark unter den Folgen des Klimawandels leiden. Längere Dürrephasen, extreme Wetterereignisse und schleichende Umweltzerstörung wirken sich direkt auf Lebensgrundlagen, Gesundheitsversorgung und wirtschaftliche Stabilität aus. Wenn Ernten ausfallen, Wohnraum zerstört wird oder Krankheiten sich ausbreiten, geraten ganze Regionen unter Druck. Hinzu kommen illegale Eingriffe in die Umwelt wie Goldabbau und Abholzung, die Wasserquellen verschmutzen und Böden unbrauchbar machen.

Vor diesem Hintergrund ist Klimaschutz für Ghana kein Nebenschauplatz, sondern zentrale Entwicklungsstrategie. Das Land stellt sich nicht mehr die Frage, ob beides vereinbar ist, sondern wie die Kombination aus ökologischer Verantwortung und wirtschaftlichem Fortschritt konkret gelingt. Diese Ausrichtung erfordert nicht nur politische Entschlossenheit, sondern auch eine strukturierte Umsetzung mit den Methoden des Projektmanagements.

Ambitionierte Ziele, strategisch geplant

Die nationalen Klimaziele sind ehrgeizig. Bis 2030 sollen 64 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent eingespart werden. Um das zu erreichen, braucht es gezielte Investitionen in Höhe von rund 6,3 Milliarden US-Dollar. Ein Teil dieser Summe wurde bereits mobilisiert, was die Glaubwürdigkeit und Umsetzungsfähigkeit der Strategie unterstreicht.

Zentrale Koordinierungsstelle ist das Carbon Market Office. Diese Institution übernimmt eine klassische Projektmanagementrolle: Sie steuert das Gesamtportfolio an Klimamaßnahmen, sorgt für klare Verantwortlichkeiten und stellt sicher, dass nationale Vorgaben mit internationalen Mechanismen wie dem Kohlenstoffmarkt kompatibel sind. Die Steuerungslogik folgt dabei etablierten Prinzipien mit Struktur, Transparenz und Wirkungskontrolle.

Zusammenarbeit auf Augenhöhe

Ghana setzt bei der Umsetzung stark auf internationale Partnerschaften. Vereinbarungen mit der Schweiz, Schweden, Singapur oder Südkorea bilden die Basis für einen Austausch von Technologien, Know-how und Finanzierung. Dabei geht es nicht um klassische Geber-Nehmer-Verhältnisse, sondern um Zusammenarbeit mit gegenseitigem Nutzen.

Diese Partnerschaften funktionieren nur, wenn sie gut koordiniert und auf gemeinsame Ziele ausgerichtet sind. Die Projekte entstehen nicht isoliert, sondern als Teil eines übergreifenden Programmmanagements. Jedes Vorhaben wird darauf geprüft, ob es Emissionen reduziert und zugleich Entwicklung fördert. Dieser doppelte Nutzen, auch als „co-benefit“ bezeichnet, ist nicht nur politisch gewünscht, sondern wird als Steuerungsgröße bewusst ins Projektcontrolling integriert.

Sauberes Kochen mit Mehrwert

Ein besonders greifbares Beispiel für die Verbindung von Klimaschutz und sozialem Fortschritt ist die Einführung verbesserter Kochherde. In vielen Haushalten wird noch mit offenem Feuer oder Holzkohle gekocht. Eine Praxis, die gesundheitliche Risiken birgt, Wälder belastet und Kosten verursacht.

Die neuen Kochsysteme reduzieren den Brennstoffverbrauch deutlich, senken die Rauchbelastung in Innenräumen und verbessern die Luftqualität spürbar. Gleichzeitig sparen die Nutzerinnen Geld, das sie für Bildung oder Gesundheit verwenden können. Die Maßnahme wirkt sich also gleich auf mehreren Ebenen aus. Für den Erfolg braucht es jedoch mehr als gute Technik: Planung, Verteilung, Training und Monitoring müssen sorgfältig gesteuert werden, wie in jedem wirkungsvollen Projekt.

Abfall wird zur Ressource

Auch im Bereich der Abfallwirtschaft verfolgt Ghana einen innovativen Ansatz. Mit dem IRECOP-Programm entstehen sechzehn Kompostierungsanlagen, die kommunale Abfälle verarbeiten und organisches Material in wertvollen Dünger umwandeln. So werden Methanemissionen reduziert und gleichzeitig die Landwirtschaft gestärkt.

Jede Anlage verarbeitet mehrere tausend Tonnen pro Tag. Bis 2030 sollen auf diese Weise mehr als 1,5 Millionen Tonnen CO₂ eingespart und etwa tausend neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Damit ein solcher Effekt eintritt, ist präzise Projektplanung gefragt: von der Standortwahl über den Betrieb bis hin zur logistischen Anbindung. Der Erfolg hängt davon ab, wie gut technische und organisatorische Aspekte zusammengeführt werden.

Landwirtschaft neu gedacht

Ein weiteres Schlüsselelement der Strategie ist der klimaintelligente Reisanbau. Durch das Verfahren „Alternative Wetting and Drying“ werden Reisfelder nicht dauerhaft überflutet, sondern kontrolliert bewässert. Das spart Wasser, verringert Methanemissionen und steigert zugleich die Ernteerträge.

Mehr als 11.000 Landwirtinnen und Landwirte haben das Verfahren bereits übernommen, rund 20.000 Hektar wurden umgestellt. Die Erfolge sind messbar, aber sie kommen nicht von selbst. Schulungsprogramme, Beratungsstrukturen und Erfolgskontrollen müssen Hand in Hand gehen. Der Transfer in die Fläche funktioniert nur, wenn das Vorgehen projektartig organisiert ist – mit Meilensteinen, Ressourcenplanung und Rückkopplungsschleifen.

Projektmanagement als Fundament der Umsetzung

Ob verbesserte Herde, Abfallverwertung oder Agrarinnovation: In all diesen Bereichen zeigt sich, dass die Umsetzung professioneller Klimapolitik nur mit einem systematischen Vorgehen funktioniert. Ghana agiert hier wie ein Programmsteuerer, der zahlreiche Einzelprojekte in eine gemeinsame Richtung lenkt, Wechselwirkungen erkennt und Ressourcen gezielt einsetzt.

Die Klimastrategie ist in sich schlüssig, aber sie verlangt nach operativer Exzellenz. Monitoring, Wirkungsanalyse, Risikomanagement und Stakeholderkommunikation sind keine Zusatzaufgaben, sondern integraler Bestandteil. Projektmanagement sorgt dafür, dass Absichtserklärungen zu konkreten Ergebnissen führen. Es schafft die Verbindung zwischen Strategie und Alltag, zwischen Plan und Wirkung.

Fazit

Ghana zeigt eindrucksvoll, wie Klimaschutz zum Treiber für Entwicklung wird. Der Erfolg liegt nicht allein in den ambitionierten Zielen, sondern in der strukturierten Umsetzung. Die Maßnahmen sind eng miteinander verzahnt, sie werden koordiniert gesteuert und auf Wirkung hin überprüft.

Wer genauer hinschaut, erkennt darin die Grundprinzipien professionellen Projektmanagements: klare Zieldefinition, abgestimmte Maßnahmenplanung, kontinuierliches Controlling und konsequente Ausrichtung an Wirkung und Nutzen. Ghana liefert damit nicht nur ein Beispiel für erfolgreiche Klimapolitik, sondern auch für wirkungsorientiertes Projektmanagement im großen Maßstab.

Der Beitrag basiert auf der Keynote „Globale Partnerschaft für Klima & Entwicklung“, welche am 19. September 2025 auf dem 34. IPMA World Congress von Hon. Donkor Fuseini gehalten wurde. 

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