
Die Zahl der Projekte steigt. Die Ressourcen bleiben knapp. Und während operative Teams den nächsten Sprint planen, wird auf strategischer Ebene diskutiert, warum Prioritäten sich wöchentlich verschieben. Klassische Methoden geraten an Grenzen. Genau hier setzt KI im Multiprojektmanagement an: nicht als weiteres Tool, sondern als intelligenter Verstärker für bessere Entscheidungen und wirksame Steuerung.
Statt Projekte nur abzuarbeiten, hilft KI, den Blick auf das große Ganze zu richten: Was zahlt auf das Unternehmensziel ein? Wo entsteht Stau? Welche Projekte bringen Wirkung und welche binden Kapazitäten ohne Nutzen?
Viele Organisationen versuchen, durch mehr Kontrolle und Auslastungsoptimierung effizienter zu werden. Doch Auslastung ist nicht gleich Wirkung. Wer alle Ressourcen gleichzeitig in Bewegung hält, ohne ihre Engpässe zu berücksichtigen, erzeugt oft nur operative Hektik und strategische Stagnation.
KI kann dabei helfen, diesen Denkfehler zu erkennen. Sie zeigt, wo Aufwand verpufft und wo kleiner Einsatz große Hebelwirkung entfaltet. Das verändert nicht nur die Bewertung von Projekten, sondern auch die Art, wie Organisationen ihre Aufmerksamkeit verteilen. Nicht alles gleichzeitig, sondern das Richtige zur richtigen Zeit, das ist der eigentliche Gewinn.
In komplexen Projektlandschaften geht es nicht nur um Statusberichte und Ampelfarben. Entscheidend ist, wie begrenzte Kapazitäten eingesetzt werden, um den größten Hebel zu erzeugen. KI kann genau dabei unterstützen:
Dabei ersetzt KI nicht die strategische Entscheidung, sie bietet Daten, Szenarien und Zusammenhänge, die zuvor verborgen blieben.
Klassisches Multiprojektmanagement verlässt sich auf visuelle Steuerung: rote, gelbe oder grüne Statusanzeigen, je nach Fortschritt und Risiko. Doch diese Logik blickt zurück: sie meldet, was war.
KI kann hier neue Qualität schaffen: Durch Mustererkennung erkennt sie, was sich wiederholt und kann Signale liefern, lange bevor klassische Tools Alarm schlagen. Statt die Ampel nachträglich auf Rot zu stellen, wird früher deutlich, dass sich Projekte wieder in kritische Muster bewegen. Frühwarnung statt Rückspiegel.
Im Multiprojektumfeld ist der Engpass nicht das einzelne Projekt, sondern oft eine knappe Ressource: ein Team, eine Schlüsselrolle, eine Systemumgebung. KI hilft dabei, diese Engpässe systematisch zu erkennen und Projekte um sie herum zu planen, statt sie zu überlasten.
Das verändert die Steuerung grundlegend. Priorität bekommt nicht mehr das lauteste Projekt, sondern das, das gerade am besten zur aktuellen Systemlage passt. KI liefert dafür datenbasierte Entscheidungsgrundlagen, aber das Denken in Engpässen bleibt Führungsaufgabe.
Viele Unternehmen setzen bereits Software ein, die Projekte organisiert. Der Unterschied liegt darin, was die Tools mit den Daten machen. KI ergänzt klassische Logik durch Prognosekraft, Lernfähigkeit und Mustererkennung. Sie erkennt zum Beispiel:
So entsteht nicht nur Transparenz, sondern echte Steuerungsfähigkeit, besonders in dynamischen Umfeldern.
Ein häufiger Grund für enttäuschte Erwartungen beim KI-Einsatz liegt nicht in der Technik, sondern im fehlenden Zielbild. Wer nur allgemein „mehr Effizienz“ oder „bessere Planung“ erwartet, bekommt oft zu viele Möglichkeiten, aber keine Orientierung.
Wirklich wirksam wird KI, wenn sie auf ein klar definiertes Ziel ausgerichtet ist: bessere Entscheidungsqualität, frühere Risikoerkennung, weniger Ressourcenverschwendung. Dieses Zielbild muss gemeinsam erarbeitet, kommuniziert und operationalisiert werden. Erst dann lässt sich die Technologie sinnvoll einführen und dauerhaft nutzen.
Wer KI im Multiprojektmanagement einsetzt, gewinnt nicht nur Geschwindigkeit, sondern Klarheit: Welche Projekte verdienen Aufmerksamkeit? Wo entsteht Wirkung? Was kann weg? Statt alles gleichzeitig zu machen, wird sichtbar, was zählt. Und das ist in der Projektflut oft der wichtigste Schritt.
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Uwe Techt ist Geschäftsführer der VISTEM GmbH & Co. KG und Experte für strategisches Multiprojektmanagement. Als Pionier im Bereich Critical Chain Project Management unterstützt er Unternehmen bei der Implementierung innovativer KI-gestützter Lösungen.
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