
Künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant weiter. Im Projektmanagement eröffnen sich dadurch vielfältige neue Einsatzmöglichkeiten – nicht nur in Form klassischer Automatisierung, sondern auch durch sogenannte KI-Agenten. Diese digitalen Helfer übernehmen gezielt Aufgaben, analysieren Informationen oder simulieren komplexe Prozesse. Besonders spannend ist ihr Einsatz bei der Risikobewertung und der strukturierten Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Meinungen im Projektteam.
KI-Agenten sind spezialisierte Einheiten innerhalb eines größeren KI-Systems. Jeder Agent erfüllt eine klar definierte Aufgabe, zum Beispiel die Recherche von Informationen, die Verifikation von Quellen oder die Zusammenfassung von Ergebnissen. Im Unterschied zu allgemeinen KI-Systemen arbeiten Agenten oft in einem koordinierten Zusammenspiel, sodass sie gemeinsam einen vollständigen Analyse- oder Kommunikationsprozess abbilden können. Dieses strukturierte Vorgehen ist im Projektkontext besonders wertvoll, da Projekte häufig durch komplexe Entscheidungsprozesse, Unsicherheiten und divergierende Sichtweisen geprägt sind.
Ein Einsatzfeld von KI-Agenten ist die Simulation von Teamdiskussionen. Hierbei übernehmen unterschiedliche Agenten bestimmte inhaltliche Standpunkte und Kommunikationsstile. Sie vertreten damit typische Haltungen innerhalb eines Projektteams. Fünf Diskussionsstile wurden dabei definiert:
Mit Hilfe von AutoGen Studio, einem Tool zum Aufbau und zur Steuerung von Multi-Agenten-Systemen, kann das Szenario simuliert werden. In der virtuellen Diskussion argumentieren die Agenten miteinander, reagieren aufeinander und entwickeln unterschiedliche Sichtweisen auf ein Projektthema. Das hilft, blinde Flecken frühzeitig zu erkennen und sich besser auf reale Diskussionen vorzubereiten.
Der Vorteil solcher Simulationen liegt darin, dass sie strukturiert, reproduzierbar und ergebnisoffen durchgeführt werden können. Sie eignen sich besonders in der Planungsphase oder bei kontroversen Projektthemen, um Spannungsfelder sichtbar zu machen.
Ein zweites Szenario zeigt, wie KI-Agenten zur Risikobewertung von Projektsituationen eingesetzt werden können. Hier übernehmen verschiedene Agenten jeweils eine konkrete Aufgabe innerhalb des Prozesses:
Zum Einsatz kommen dabei große Sprachmodelle wie Perplexity (Recherche), GPT-4o-mini (Verifikation) und Cloud Sonnet 3.7 (Zusammenfassung). Diese Kombination sorgt dafür, dass nicht nur große Datenmengen analysiert, sondern auch zielgerichtet aufbereitet werden.
Das Ergebnis kann beispielsweise in Form eines vorstrukturierten Berichts oder auch als Excel-Datei ausgegeben werden, die die wesentlichen Risikofaktoren übersichtlich dokumentiert. Projektteams erhalten so eine fundierte Basis zur Entscheidungsgrundlage, ohne selbst aufwendige Recherchen und Analysen durchführen zu müssen.
Neben Diskussion und Risikobewertung gibt es zahlreiche weitere Einsatzfelder für KI-Agenten im Projektmanagement, etwa:
Die Kombination aus spezialisierter Funktionalität und klarer Rollentrennung macht KI-Agenten besonders geeignet für strukturierte und skalierbare Prozesse, wie sie in vielen Projekten notwendig sind.
Der Einsatz von KI-Agenten bietet viele Vorteile: Zeitersparnis, strukturierte Entscheidungsprozesse, bessere Informationsgrundlagen und die Möglichkeit, komplexe Diskussionen kontrolliert zu simulieren. Gleichzeitig bleibt zu beachten, dass KI-Agenten kein Ersatz für menschliches Urteilsvermögen sind. Sie liefern Argumente, Analysen und Vorschläge, treffen jedoch keine strategischen Entscheidungen. Die Qualität ihrer Ergebnisse hängt stark von den Datenquellen, der Konfiguration und der Interpretation durch die Projektbeteiligten ab.
KI-Agenten bieten im Projektmanagement einen vielversprechenden Ansatz, um Prozesse gezielt zu unterstützen und komplexe Aufgaben in kleinere, automatisierbare Einheiten zu zerlegen. Durch den gezielten Einsatz in Diskussionen und Risikoanalysen lassen sich neue Perspektiven gewinnen und fundierte Entscheidungen vorbereiten. Die modulare Struktur und die Spezialisierung der Agenten ermöglichen eine flexible Integration in bestehende Projektumgebungen. Gerade in dynamischen oder vielschichtigen Projekten eröffnet dies einen konkreten Mehrwert für die tägliche Arbeit.
Die hier dargestellten Anwendungsbeispiele basieren auf der Präsentation der mediendesign AG im Rahmen des Nürnberg Digital Festivals 2025.
Keine Kommentare
Jörg Meier ist Informatiker und Unternehmer. Er beschäftigt sich mit methodischen und praktischen Verbesserungen des Projektmanagements und für die Führung von Teams. Jörg befindet sich im täglichen Austausch mit Kunden, die erfolgreich digitale Lösungen nutzen und verbessern wollen. Er hat an der FAU Erlangen-Nürnberg und am MIT in Cambridge, USA studiert und im Bereich Datenstromsysteme und medizinische Bildverarbeitung geforscht. Als Dozent an verschiedenen Hochschulen lehrt er zum Thema Projektmanagement. https://mediendesign.de
blog@gpm-ipma.de
Kommentare