Herr Professor Laroque, worauf achten Sie bei den eingereichten Arbeiten besonders?
Zunächst schaue ich auf die Eigenständigkeit der wissenschaftlichen Leistung der Kandidatinnen und Kandidaten. Jede Abschlussarbeit beinhaltet in gewissem Maße einen Stand der Technik oder eine Einordnung, aber entscheidend ist für mich die Eigenleistung. Außerdem lege ich großen Wert auf eine klare Struktur und darauf, dass die Arbeit über eine bloße Fallstudie hinausgeht.
Was meinen Sie damit konkret - welche Art von Arbeiten sind für Sie besonders interessant?
Manche Arbeiten wenden eine bekannte Methode zum x-ten Mal in einem neuen oder bekannten Kontext an. Das kann für das Unternehmen, in dem die wissenschaftliche Arbeit thematisch verortet ist, hilfreich sein; das ist für den Wettbewerb aber nicht unbedingt neu oder innovativ. Wir suchen nach Arbeiten, die sich inhaltlich vom Durchschnitt abheben und im besten Fall einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Projektmanagements leisten.
Wie sehen typische Einreichungen beim DSPM aus? Gibt es wiederkehrende Formate oder Themen?
Ich würde sagen, es gibt zwei Haupttypen: Zum einen eher klassische Fallstudien, in denen Methoden - sei es agil oder klassisch - im Unternehmenskontext angewendet werden. Zum anderen Arbeiten aus dem Hochschulkontext, die innerhalb von Forschungsprojekten entstehen. Letztere zielen häufig darauf ab, methodische Weiterentwicklungen zu leisten oder neue Rahmenwerke zu validieren. Der direkte Nutzen für Unternehmen steht dort nicht im Vordergrund, dafür der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn.
Lassen sich bestimmte Trends in den Themen der eingereichten Arbeiten beobachten?
Definitiv. In den letzten Jahren sind beispielsweise hybride Ansätze sehr präsent geworden - also die Kombination klassischer und agiler Methoden. Und ein ganz aktuelles Thema ist natürlich die Nutzung generativer KI wie ChatGPT im Projektmanagement. Das war letztes Jahr schon sichtbar, dürfte aber dieses Jahr noch präsenter werden.
Gibt es Themen, die Sie persönlich besonders interessieren?
Als Wirtschaftsinformatiker finde ich technologiebezogene Themen besonders spannend - beispielsweise wenn es um die konkrete Weiterentwicklung von Werkzeugen geht. Aber manchmal sind es auch einfach ungewöhnliche Anwendungskontexte, die einen ganz neuen Blick auf bekannte Methoden ermöglichen. Das ist für mich als Gutachter besonders reizvoll.
Wird KI Ihrer Meinung nach auch die Juryarbeit oder gar den Wissenschaftsbetrieb insgesamt verändern?
Ja, auf jeden Fall. In der Wirtschaftsinformatik ist generative KI ein großes Thema. Wir sehen bereits jetzt Veränderungen in Lehre, Prüfung und Forschung. Hochschulen entwickeln Leitlinien, wie solche Tools produktiv genutzt werden können, ohne dass wissenschaftliche Qualität verloren geht. In Abschlussarbeiten wird der Einsatz von KI künftig sicher eine Rolle spielen - sowohl bei der Erstellung als auch bei der Bewertung.
Welche Empfehlung würden Sie Studierenden geben, die ihre Arbeit beim DSPM einreichen wollen?
Wählen Sie ein Thema, das Sie wirklich interessiert! Idealerweise eines, bei dem Sie sich vorstellen können, später beruflich anzuknüpfen. Die Abschlussarbeit ist ein Projekt, das man mit einer gewissen Ausdauer angehen muss - da hilft intrinsische Motivation enorm. Außerdem sollte man bedenken, dass der Titel der Arbeit auch im Lebenslauf auftaucht und in Bewerbungsgesprächen thematisiert wird. Ein cleverer Themenzuschnitt kann bei den nächsten beruflichen Schritten nützlich sein.
Was würden Sie Studierenden sagen, die zögern, ihre Arbeit einzureichen?
Es gibt viele gute Gründe für eine Einreichung: Sichtbarkeit für das Thema, persönliche Profilierung, die Möglichkeit zur Veröffentlichung - und nicht zuletzt das Signal, dass man sich vor einer unabhängigen Jury mit seiner Arbeit durchgesetzt hat. Das kann auch für die weitere Karriere hilfreich sein.
Wie nehmen Sie die Rolle der Betreuenden bei der Bewerbung wahr?
Eine sehr wichtige Rolle. Viele Studierende schätzen ihre eigene Arbeit eher zurückhaltend ein. Deshalb ist es hilfreich, wenn Betreuende aktiv sagen: „Das ist eine preiswürdige Arbeit, reiche das ein.“ Die Professorinnen und Professoren sehen über die Jahre viele Arbeiten und können Vergleichswerte heranziehen. Wenn eine betreuende Person von der Qualität überzeugt ist, kann man das ruhig ernst nehmen.
Bewerbungen für den Deutschen Studienpreis Projektmanagement sind noch bis zum 8. September 2025 möglich: https://www.gpm-ipma.de/wissen/awards/deutscher-studienpreis-projektmanagement